Eelco van der Enden und Jens Poll neu im Amt.

Im Herbst 2013 wurde ich auf Vorschlag des Instituts der Wirtschaftsprüfer in Deutschland e.V., Düsseldorf, in den Vorstand der FEE – Fédération des Experts Comptables Européens, Brüssel gewählt. Diese Berufsorganisation besteht seit 1987; 50 nationale Verbände aus 35 europäischen Staaten sind dort Mitglied.

Bereits für die Jahre 2015/2016 wurde ich zum Deputy President berufen, der statutengemäß später das Präsidentenamt übernimmt. So kam es, dass ich in den Jahren 2017/2018 der erste deutsche Präsident der FEE (später ACE) war.

Die ehemaligen Präsidenten haben das Recht, an den Mitgliederversammlungen teilzunehmen. Am 10. und 11. Dezember 2024 habe ich hiervon Gebrauch gemacht.

Der langjährige CEO der Organisation Olivier Boutellis-Taft (OBT) ist nach zwei Dekaden einvernehmlich ausgeschieden. OBT hat die Organisation entscheidend geprägt und er war für mich eine wesentliche Stütze während meiner Präsidentschaft.

CEO der Organisation ist nunmehr der niederländische Kollege Eelco van der Enden, der eine sehr breite Berufserfahrung mitbringt, auch steuerlicher Art und insbesondere auf dem Bereich der Unternehmensberichterstattung einschließlich des sog. ESG-Reportings.

Da gleichzeitig ein Wechsel im Präsidentenamt anstand, hatte die Versammlung eine besondere Bedeutung. Neuer Präsident der Organisation ist erneut ein Deutscher: Prof. Dr. Jens Poll. Ihm wünsche ich an dieser Stelle besonders viel Fortune. Kollege Poll ist international bestens vernetzt und kann so einen wesentlichen Beitrag für den deutschen und europäischen Berufsstand leisten.

6 Jahre nach meiner Präsidentschaft war es sehr interessant zu sehen, wie sich die Mitgliederinteressen aus den verschiedenen Ländern verändert haben. Allgemein hat man den Eindruck, dass das Engagement bei ACE nahezu parallel läuft mit dem nationalen politischen Interesse an dem Fortgang der Europäischen Union. Dies zeigt sich aktuell zum Beispiel für Frankreich und Österreich bei einem zunehmenden Engagement von Italien; der neue Deputy President kommt aus diesem Land.

Während meiner Zeit in Brüssel war die fachliche Arbeit äußerst vielfältig; sie war geprägt von der Regulierungsdebatte um den Berufsstand, insbesondere hinsichtlich der Prüfung kapitalmarktorientierter Unternehmen, und von einer beginnenden Diskussion um die Unternehmensberichterstattung. Daneben gab es erhebliche Debatten über eine steuerliche Harmonisierung weltweit (BEPS), insbesondere aber auch in Europa und hinsichtlich der Umsatzsteuer.

Nunmehr erscheint das Tätigkeitsfeld etwas fokussierter. Die ESG/CSRD-Unternehmensberichterstattung steht eindeutig im Vordergrund. Auch wenn es aus den Mitgliedsländern enorme Kritik an dem diesbezüglichen Übermaß der Berichterstattung gibt, scheint die EU-Kommission entschlossen, diese Dinge letztlich doch umzusetzen. Entsprechend wurden säumige Staaten von der Kommission an eine zeitnahe gesetzliche nationale Regelung erinnert.

Generell kann man in Brüssel beobachten, dass nach den vorjährigen Wahlen zum Europäischen Parlament die Arbeit der Kommission noch nicht richtig anläuft. Zu gewaltig sind die Herausforderungen finanzieller Art, insbesondere im Klima- und Umweltschutz, aber auch in der Migration und bei den absehbaren Verteidigungslasten sowie bei der Herstellung der Wettbewerbsfähigkeit. Hinzu kommen die nationalen Regierungskrisen in Frankreich, Deutschland und nunmehr auch in Österreich. Solange hier keine stabilen Verhältnisse gegeben sind, wird die Arbeit in Brüssel weiterhin ausgebremst werden. Man hat den Eindruck, dass in dieses Vakuum die italienische, rechtsgerichtete Regierung Meloni vorgestoßen ist. Wenn man der Presse folgen sollte, so werden ihr gute Beziehungen sowohl zu dem kommenden US-Präsidenten Trump als auch eine Freundschaft (?) zu dessen eher libertär-anarchistischen Berater Elon Musk zugeschrieben.

Die personelle Zäsur in Brüssel scheint mir der richtige Zeitpunkt, nach nahezu 12 Jahren meine Arbeit als EU-Kolumnist einzustellen. Ich möchte HLB empfehlen, die Arbeit bei den internationalen Berufsverbänden nicht zu vernachlässigen. Der zeitliche und inhaltliche Vorlauf für kommende Anforderungen ist enorm und verschafft einen entscheidenden Vorteil.

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